Traumberuf Lokführer? Ich sage JA!
Ist der Beruf des Lokführers ein Traumberuf? Der Initiator der Seite sagt klar: "Ja!"
Hier ein kleiner Bericht über den beruflichen Werdegang des Initiators der Internetseite.
Oft werde ich angeschrieben und gefragt "Wie hast du das gemacht? Macht es dir Spaß? Hast du Tipps?".
Um das möglichst umfangreich zu beantworten, habe ich Euch meinen kleinen Werdegang mal etwas zusammengeschrieben.
Vielleicht macht es dem ein oder anderen "Frustrierten" ja auch etwas Mut. Also gut...
Schon früh gab es für mich nur einen Wunschberuf. Lokführer!
Um dieses Ziel zu erreichen, galt es aber erst einmal die banalsten Hürden zu meistern.
Aller Anfang ist die Schule. Dort war ich nie eine Leuchte. Zu viel Theorie an noch viel mehr Tafeln.
Was interessieren mich indische Regenwasserprojekte oder der Kartoffelkäfer? Mittlerweile weiß man: Da muss jeder durch!
Doch diese späte Erkenntnis nützt einem auch nichts. Jeden Tag quälte man sich aufs Neue aus dem Bett und schleppte sich in die Schule.
Durch mein Hobby, „die Eisenbahn“ hatte ich im Laufe der jungen Jahre auch einen kleinen Bekanntenkreis von Berufsbahnern aufbauen können.
Unzählige Stunden konnte ich so in meiner Freizeit bereits „über die Schulter schauen“. Abende, Wochenenden und Ferien. Immer auf Achse und unterwegs.
Doch die Schule war allgegenwärtig, aber auch dort begann die Zeit, in der es an die Berufsvorbereitung ging.
Meine Stunde hatte geschlagen, Praktika standen an! Natürlich wusste ich was ich wollte.
Mein erstes Berufspraktikum konnte ich so bei der Seehafen Kiel GmbH & Co KG absolvieren. Natürlich als Lokführer, im Güterverkehr.
Als sich die Schulzeit dem Ende neigte, standen die Bewerbungen an. Bewerbungen über Bewerbungen verließen das Haus.
Quer durch Deutschland, doch mein „Schullaster“ holte mich schnell ein… Ich kann keine Sachen lernen, an denen ich kein Interesse habe.
Das ist weiß Gott keine schöne Eigenschaft. Nun hatte ich jedoch den Salat. Realschulabschluss mit 3,0 mit nicht grad tollen Noten in den Hauptfächern.
Natürlich kamen rasch die ersten Absagen. Nun tat sich ein weiteres Problem auf: Ich hatte mich in meiner ganzen Laufbahn nur dem einen Job gewidmet.
Einen „Plan B“ gab es nicht. Doch auch hier meinte es das Glück gut mit mir!
EIN Unternehmen legte wenig Wert auf gute Noten, sondern schaute eher auf das Interesse (und das sollte sich später auszahlen!).
Auf ging’s, zum Vorstellungsgespräch nach Köln. Zur HGK, der Häfen und Güterverkehr Köln AG. Das Gespräch inkl.
kleinem Test verlief meines Erachtens nach nicht gut, doch schon auf der Heimfahrt nach Schleswig-Holstein klingelte mein Handy.
„Vielen Dank, dass Sie sich bei uns beworben haben, wenn sie weiterhin Interesse haben und die ärztliche Untersuchung überstehen,
dann würden wir Ihnen gern einen Ausbildungsplatz zum Eisenbahner im Betriebsdienst in der Fachrichtung Lokführer und Transport anbieten.“
Eine letzte Hürde… der Arzt… und wann sollte es dorthin gehen?
Wenige Tage nach dem Gespräch! Also wieder nach Köln. Auch beim Arzt lief alles bestens.
Wenige Tage später ging es wieder gen Köln. Den Vertrag unterschreiben! Nun war es amtlich.
Mit 16 Jahren von zu Hause ausziehen und 500 Kilometer weiter eine Ausbildung beginnen… Das Abenteuer begann.
Die Ausbildung lief… man lernte die Grundlagen und später die komplizierten Betriebsabläufe, vom Rangieren bis hin zum „3000 Tonnen Züge fahren“.
Sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis. Und hier zeigte sich: Es war doch nicht verkehrt was ich die Jahre zuvor so getrieben habe!
Praktika und dutzende Mitfahrten erleichtertem einen die Ausbildung ungemein.
Und das jahrelang gesäte trug bald Früchte. Prüfungen (und davon gab es reichlich) wurden auf Anhieb mit top Noten bestanden.
Die Ausbildung wurde verkürzt und mit einer eins vor dem Komma abgeschlossen.
Die HGK übernahm mich in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis als „Oberlokomotivführer“.
Fortan konnte ich im Rangier- und Zugfahrdienst eigene Erfahrungen sammeln.
Kraft meines Alters von 19 Jahren zwar eingeschränkt, aber auch an mir gingen die 3000 Tonnen Güterzüge nicht vorbei.
Zugfahrten durchführen, fahren im Zugleitbetrieb und Rangieren mit Funkfernsteuerung. Tag und Nacht, der Dienstplan kennt keine Feiertage und Nachtruhe.
Der Alltag war spannend, die Strecken anspruchsvoll und der Kollegenkreis top! Dennoch erfolgte bei mir ein kleines Umdenken.
Viele Erfahrungen waren gesammelt, doch mich zog es Richtung Personenverkehr. Eine Bewerbung ging in die Heimat zu DB Regio und was soll ich sagen?
Es hat funktioniert. Aller Anfang war schwer, vieles war neu. Der „Fensterzugverkehr“ ist doch irgendwie eine ganz eigene kleine Eisenbahn.
Neue Fahrzeuge, neue Lehrgänge, viele Prüfungen und und und... Doch auch das war machbar, mit dem Resultat:
Der jüngste voll eingesetzte Streckenlokomotivführer der DB AG in Deutschland.
Egal ob E-Lok, Dieseltriebwagen, "Flachparks" oder Doppelstockzüge, aus Güterlokführer wurde Streckenlokomotivführer bei DB Regio.
Nach vier Jahren bei DB Regio in Kiel zog es mich für ein halbes Jahr nach Bayern. Dort war ich für die Südostbayern unterwegs.
Nach diesem kurzen Abenteuer im Süden bin ich nun wieder im Norden geladet. Dort bin ich derzeit für DB Fernverkehr in Niebüll eingesetzt.
Nun, nach einiger Zeit in dem Job ist es ganz interessant alles einmal Revue passieren zu lassen, was hat man so geschafft hat...
Ausbildung/Prüfung:
- Wagenprüfer G und P -
- Bremsprobeberechtigung G / P / R / R+Mg -
- Zugleitbetrieb (ZLB) -
- signalisierter Zugleitbetrieb (SZB) -
- Sk- und EZMG-Signale -
- DS und DV -
- Rangierbegleiter -
- Lokrangierführer / Funkfernsteuerung -
- V-Lok, E-Lok und VT -
- Tf-Schein Klasse 3 nach VDV bzw. TFS nach EU-Verordnung. -
- Fahr- und Praxistrainer -
Hinzu kommen zig Seminare und Fortbildungen. Ich denke, ich darf zufrieden sein und mich jetzt einmal etwas zurücklehnen und das genießen, was kommt.
Genug abgekämpft! Es gibt Rückschläge und es ist nicht alles Gold was glänzt, aber es ist auch nicht alles Scheiße, was im ersten Moment stinkt!
Just do it!
Kaum einer der alten Hasen würde jemandem heute empfehlen Lokführer zu werden. Wenn man sich die Geschichten von damals anhört, auch durchaus verständlich.
Für mich ist es dennoch ein absoluter Traumberuf, der immer noch seinen Reiz hat. Lasst euch nicht frustrieren, das kommt sicherlich von ganz alleine… irgendwann…
Mit Oma auf dem Bahnsteig stehen und „Züge gucken“.
Nicht ganz zwei Jahrzehnte später wurde dies mal eine meiner Meldestellen, wer hätte das gedacht?
In dem Sinne:
Gruß, Sven
links: Br 143 mit RB nach Hamburg-Altona in Neumünster / rechts: MaK DE 1024 in Sythen
Ich/wir stehen Ihnen/Euch natürlich auch für Fragen sehr gern zur Verfügung, sofern es unsere Zeit zulässt.
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