Inselbahn Wangerooge / Vier Wochen als Lokführer



Unlängst hatte ich die Möglichkeit für vier Wochen bei der Inselbahn Wangerooge als Lokführer auszuhelfen. Ein kurzfristiger Personalengpass machte dies erforderlich.
Natürlich war auch die Kamera mit dabei. Alles in allem eine nette kleine Bahn, die irgendwie überall unterschätzt und belächelt wird...
Völlig zu Unrecht, denn eins kann ich vorweg sagen: So viel arbeiten (besonders körperlich) wie dort musste ich in den letzten 9 Jahren und allen anderen Dienststellen nicht!

Mit einer handvoll großartigen Leuten werden tausenden Touristen inkl. Gepäck abgefertigt. Die Arbeit mit den Schiffen gehört für das Eisenbahnpersonal genauso dazu,
wie das Koffer annehmen und die mehrere hundert Kilo schweren Behälter hin und her schieben. Jeder Tag ist anders, denn es wird Tideabhängig gefahren.
Wenn kein Wasser da ist, kommt auch kein Schiff. So ergeben sich teilweise Arbeitstage von 12 und 14 Stunden. Völlig normal. Geht auch nicht anders, die Natur gibt den Fahrplan vor.
Kommt kein Schiff, rollen die Cargo- und Müllzüge, denn alles geht über die Bahn. Teilweise drei Züge gleichzeitig, auf einem Strecken"netz" von knapp 6 Kilometern.
Die Insel ist autofrei und die Bahn somit die einzige "richtige" Verbindung vom Anleger ins Dorf.



"Jeder macht alles", denn anders geht es nicht. Staplerfahren, Gepäck annehmen, be- und entladen, Schiffe festmachen, Schaffner und Rangierbegleiter sein.
All das gehört zu den Tätigkeiten des Lokführers. Der Zugleiter ist mehr ein Disponent, kümmert sich um Frachtbriefe, Kunden und vieles mehr.

Erstaunlich ist es, dass diese kleine Bahn bis heute fest im DB Konzern verankert ist. Mit der Auflösung von DB AutoZug (wo die Inselbahn zu Hause war) wollte sie keiner so recht haben.
Dem aktuellen Chef ist es zu verdanken, dass sie ihren Platz bei DB Fernverkehr gefunden hat und das tatsächlich mit schwarzen Zahlen.

Die Bahn hat nur ein Problem:
Sie ist in die Jahre gekommen. Verändert hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum etwas. Die Touristen und Gepäckzahlen sind allerdings explodiert.
Auf der Insel ist man auf die Bahn angewiesen, diese hat ihre Leistungsgrenze aber schon bei weitem überschritten, doch es stehen Veränderungen an.
Investitionen in Millionenhöhe stehen ins Haus. Es sollen Bahnsteige gebaut und ein neues Gepäcksystem - welches die Jahrzehnte alten schweren Behälter ersetzen soll - eingeführt werden.
Die Pläne dazu sind umfangreich und interessant. Ein Teil der Infrastruktur wurde schon instandgesetzt, weitere Teile folgen.

Viel Spaß mit meinen Eindrücken.

Video/Schnitt/Vertonung:
Sven Thater

Musik:
Allesgemafrei
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